Überblick: Von der Ernte bis zur Aufbereitung
Die Darre in Annaburg ging 1903 in Betrieb und war die zur damaligen Zeit größte und modernste Kieferndarre Preußens. Hier wurde die Nutzung der zirkulierenden Warmluft in einem geschlossenen und aufeinander abgestimmten Arbeitsablauf von der Zapfenannahme und -nachreife bis zur Saatgutreinigung zu einem hochproduktiven Gesamtverfahren vereinigt. Sie wird nach Ihrem Konstrukteur als Penz´sche Sicherheitsdarre benannt. Das Ziel bestand darin in dieser Darre in einem Jahr 200t Kiefernzapfen zu darren, was einer Menge von ca. 3t reinem Saatgut entspricht.
Für Interessierte, Schulklassen, Kindergärten oder auch Forstbetriebe bietet die Darre bei einer Führung spannende Einblicke in die Gewinnung von qualitativ hochwertigem Forstsaatgut. Einen kurzen Überblick erhalten Interessierte bereits im untenstehenden visuellen Rundgang.
Vorreinigung der Zapfen - Rüttel
Ankommende Zapfenlieferungen gelangen über den Trichter auf das Rüttelsieb. Hier erfolgt eine Vorreinigung von Fremdkörpern, biotischen und mineralischen Verunreinigungen. Außerdem wird hier der Reifegrad okular eingeschätzt und eine Probe zur Ermittlung des Zapfenwassergehaltes entnommen.
Großer Zapfenschuppen
Auf drei Etagen mit je 375 Quadratmetern Fläche können Zapfen und anderes Erntegut, getrennt nach Arten und Herkünften trocknen und nachreifen.Das Aufnahmevermögen des Schuppen für Kiefernzapfen beträgt bei einer Lagerhöhe von ca. 15 cm rund 200 Tonnen waldfrischer Zapfen.Der in Holzbauweise errichtete und mit einem zweckbestimmten Belüftungssystem versehene Trockenschuppen gewährt eine weitgehend konstante Innenluftfeuchte und nur gedämpfte Temperaturschwankungen.
Hauptgebäude der Darre
In diesem Gebäude läuft der eigentliche Darrprozess ab. In drei vertikalen Ebenen durchlaufen die Zapfen unter ständigem Wärmeeinfluss mehrere Bearbeitungsstufen, bis am Ende das verwendungsfähige Saatgut gewonnen und von allen begleitenden Bestandteilen der Restzapfen getrennt wurde.Als Fördermittel für die Zapfen zum ersten Ort ihrer Bearbeitung in der obersten Etage dient ein Becherwerk, das vom Keller bis in die Spitze des von außen sichtbaren Turmes reicht.
Vordarre
Hier beginnen die vorgetrockneten Zapfen unter Wärmeeinfluss durch Abspreizen der Zapfenschuppen sich zu öffnen und den Flügelsamen freizugeben.Das Fassungsvermögen der Vordarre beträgt ca. 1000 kg Zapfen auf zwei Lagerebenen. Bis zum vollständigen Öffnen der Zapfen vergehen 15 bis 30 Stunden.
Trommeldarre
Die Trommeldarre besteht aus zwei unabhängig voneinander arbeitenden Horizontaltrommeln, die noch mittels Transmission angetrieben werden. Die Trommeln nehmen die geöffneten Zapfen aus der Vordarre auf. Durch Rotation werden die Zapfen in Bewegung gebracht. Die Flügelsamen werden freigegeben und gelangen durch die perforierte Trommelwand nach außen.
Länge der Trommeln: 5,0 Meter
Durchmesser: 1,5 Meter
Drehzahl: 8 Umdrehungen pro Minute
Entflügelung
Für die Verwendung des Nadelbaumsaatgutes wird das Samenkorn vom Samenflügel getrennt. Bei dem hier zur Anwendung kommenden Verfahren ist das verbunden mit der ersten Reinigung des Rohsaatgutes, welches noch umfangreiche Verunreinigungen enthält. Das Saatgut wird über ein Rüttelsieb geleitet. In der Entflügelungsmaschine trennen auf einer rotierenden Holzwelle befindliche Holznocken den durch die vorangegangene Wärmebehandlung spröde gewordenen Flügel vom Samenkorn, ohne dieses zu beschädigen oder anderweitig in seiner Keimfähigkeit zu beeinflussen.
Reinigung des Baumsamens
In der Roeber-Petkus-Reinigungsmaschine wird das Saatgut in mehreren Teilschritten endgereinigt. Zunächst werden schwere Verunreinigungen ausgesondert, indem ein dosierter Luftsog das Saatgut nach oben absaugt. Das Saatgut gelangt jetzt auf ein Siebsystem, welches gröbere und feinere Bestandteile entfernt. Im anschließenden Steigsichter werden die keimfähigen Vollkörner von den hohlen und beschädigten Samenkörnern getrennt. Das Endprodukt dieser Produktionsstufe ist das reine Saatgut.
Nachtrocknung
Um Saatgut lagerfähig zu machen, darf der Samenwassergehalt bis auf bestimmte Ausnahmen artenspezifisch nicht über 9 % liegen. Eine Feuchtemessung im Anschluß an die Saatgutreinigung gibt Auskunft, ob diese Lagerbedingung erfüllt ist. Wenn nicht, wird das Saatgut im Klimaschrank vorsichtig nachgetrocknet. Ist die gewünschte Trocknis bereits durch den Darrprozeß erreicht, entfällt dieser Vorgang.
Lagerung
Das Ziel der Lagerung besteht darin, das Saatgut unter kontrollierten Bedingungen in einem Schwebezustand zu halten, der die physiologischen Prozesse im Samenkorn auf ein Minimum reduziert und so am Leben erhält. Das erreicht man bei Berücksichtigung der vorher fixierten Samenfeuchte durch die Wahl der artenspezifischen Lagertemperatur, meistens zwischen -5° und -8° C, in Ausnahmen -15° bis -18° C oder 0° bis + 3° C. Hierfür stehen der Landesdarre drei separate Kühlräume zur Verfügung.
Saatgut Ausstellung
Im Anschluss an den Rundgang bietet die kleine Ausstellung noch die Möglichkeit sich zum Thema Saatgut der verschiedenen Baumarten weiter zu informieren. Von der Frucht bis zum Samen werden diverse Baumarten vorgestellt. Darüber hinaus bieten die nostalgischen Maschinen als Ausstellungsstücke Einblick in die technischen Möglichkeiten vor rund 100 Jahren.