Aufgaben und Leistungen der Landesdarre
Dem Saatgut ist seine Abstammung äußerlich nicht anzusehen. Verwendet man genetisch ungeeignetes, dem Standort nicht angepasstes Vermehrungsgut, kann es zu erheblichen wirtschaftlichen Verlusten führen, die im Wald oft erst nach Jahrzehnten sichtbar werden. Deshalb ist die Grundlage des Handelns der Forstsaatgutberatungsstelle (FSB) und der Arbeiten in der Darre die Einhaltung des Forstvermehrungsgutgesetzes (FoVG) vom 22.05.2002, sowie der FoVG-Durchführungsverordnung und – Zulassungsverordnung und der FOVG-Herkunftsgebietsverordnung.
Der Aufgabenbereich der FSB umfasst unter anderem die Erfassung des Blühgeschehens unserer Waldbäume sowie der Ernteprognose. Auf dieser Grundlage erfolgt die Organisation von Forstsaatguternten. Es erfolgt eine jährliche Bedarfserfassung und schließlich der Handel mit dem gewonnenen Forstsaatgut. Die Beratung von Waldbesitzern und Baumschulen ist ein wichtiger Aspekt der Arbeit der FSB.
Ernte- und Bedarfsprognose
Blüte der Waldbäume
Die FSB ermittelt jährlich im Frühjahr durch Abfragen in den Landesforstbetrieben und Betreuungsforstämtern Sachsen-Anhalts den Umfang und die Intensität der Blüte von Waldbäumen der regelmäßig zu beerntenden Baumarten.
Diese Daten werden unter Verwendung von Ergebnissen aus den anderen Bundesländen sowie überregionalen Arbeitsgruppen zu einer Grobeinschätzung der möglichen Ernteaussichten zusammengefaßt.
Prognose der Forstsaatguternte
Frost, geringe Bestäubung, Trockenheit oder Insekten können die Ernteaussichten beeinträchtigen. Aus diesem Grund melden die Forstdienststellen des Landes der FSB zum 1. August jeden Jahres anhand der sichtbaren Fruchtansätze das quantitative Saatgutaufkommen nach den Kategorien Vollmast/Halbmast/Sprengmast. Das wiederum bildet die Grundlage für die Erstellung einer baumarten- und bestandesweisen, nach Herkünften gegliederten Ernteprognose der kommenden Saison.
Forstsaatgutbedarf
Die Forstämter und Landesforstbetreibe sowie alle interessierten privaten Baumschulen und Forstsaatgutbetriebe melden ihren Bedarf nach Art, Menge und Herkünften, soweit er in Regie der FSB aufzubringen ist.
Forstsaatguternte
Unter Berücksichtigung des angezeigten Bedarfs und dem zu erwartenden Saatgutaufkommen wählt die FSB im Einvernehmen mit den betreffenden Waldeigentümern die Erntebestände aus. Die Forstsaatgutberatungsstelle schließt nach Rücksprache mit diesen Ernteüberlassungsverträge ab und beauftragt Zapfenpflücker bzw. Saatgutbetriebe für die Ernte der FSB.
Zapfenernte
Die Zapfen der Nadelbäume müssen vor dem natürlichen Öffnen der Zapfenschuppen gepflückt werden. Das geschieht bei der Douglasie und den Tannenarten meist im August bis in den September hinein. Diese Zapfen werden in Sachsen-Anhalt ausschließlich mit Zapfenpflückern geerntet. Danach folgen von Oktober bis in den Dezember die Lärche und die Fichte. Als letzte werden die Zapfen der Kiefer gepflückt. Dies kann bis Anfang März erfolgen. In Sachsen-Anhalt wird fast alles Saatgut der Lärche und Kiefer in Saatgutplantagen geerntet. Dort können auf Grund der Höhe der Erntebäume, diese werden durch Pflegeschnitte möglichst niedrig gehalten, die Zapfen kostengünstiger mit Waldarbeitern vom Boden aus, bzw. mit Hilfe kleiner Hubarbeitsbühnen gepflückt werden.
Jährlich wird in der Darre Annaburg aus ca. 35-40t Zapfen, in Spitzen bis 75t, das Saatgut gewonnen. Die Erntemengen resultieren aus dem unterschiedlichen Fruktifizieren unserer Waldbäume. Bei manchen Baumarten kann innerhalb von 10 Jahren mit nur einer guten Ernte gerechnet werden.
Verarbeitung und Aufbewahrung
Saatgutaufbereitung
Diese Tätigkeit der FSB basiert auf einer viele Generationen zurückreichenden Tradition im Darrbetrieb. Schonende Behandlung des eingebrachten Erntegutes, hohe Samenausbeute, Reinheit und Keimfähigkeit sowie sachgerechte Einlagerung und Bestandeshaltung begründen die gewachsene Akzeptanz bei den Einrichtungen und Betrieben ihrer Branche.
Im Rahmen der Kontrollbuchpflicht führt die FSB den lückenlosen Nachweis über Herkunft, Ein- und Ausgang sowie Güte jeder einzelnen Saatgutpartie.
Vermarktung und Vorratshaltung
Die Verteilung, Vermarktung, Vorratshaltung sowie der Vertrieb vom geernteten Forstsaatgut ist Aufgabe der FSB.
Der Verkauf von Vermehrungsgut schwersamiger Laubbaumarten erfolgt in der Regel direkt ab Wald. Das Erntegut der übrigen Laub- und Nadelbäume nimmt die Landesdarre zur Gewinnung des reinen Samens entgegen. Die FSB trägt dafür Sorge, dass dem Land ein ständig abrufbereiter Bestand an Saatgut der wichtigsten Baum- und Straucharten zur Verfügung steht. So wird in der Landesdarre Sachsen-Anhalt eine bestimmte Menge an herkunftsgesichertem Forstsaatgut als Risikovorrat für großflächige Schadereignisse ständig bereitgehalten.
Die Preise und Nutzungsentgelte aus Erntepachten werden jährlich neu festgelegt.
Sonstige Aufgaben
Für die Erzeugung höherwertigen Saatguts unterhält Sachsen-Anhalt ca. 87 ha Saatgutplantagen. Die Pflege und Anlage von Samenplantagen obliegt derzeit der Nordwestdeutschen Forstlichen Versuchsanstalt (NW-FVA). Die Pflegemaßnahmen in den Samenplantagen erfolgen in enger Zusammenarbeit der FSB Sachsen-Anhalt mit der NW-FVA. Die FSB organisiert und leitet die Pflegemaßnahmen, die Ernte und Vermarktung dieser hochwertigen Saatgüter.
Dienstleistungen für Dritte
Neben dem Darrbetrieb zur Gewinnung von Forstsaatgut für den Verkauf und den Eigenbedarf bietet die FSB Dienstleistungen entsprechend ihrem Tätigkeitsprofil an. Im Vordergrund stehen hier das Lohnklengen, die Lohntrocknung und -lagerung, die Bearbeitung von Schmuckzapfen und die Beratung von Waldbesitzern auf dem Gebiet des Forstsaatgutwesen.
Erhaltung forstlicher Genressourcen
Die FSB wirkt mit an dem Programm zur Erhaltung forstlicher Genressourcen für die Sicherung der Artenvielfalt der heimischen Flora und dem Schutz bedrohter autochthoner Arten. Dies erfolgt auch durch die Anlage von Generhaltungsplantagen seltener Baumarten, zum Beispiel von Wildobstarten. Die wissenschaftliche Begleitung dieser Anlagen erfolgt durch die Nordwestdeutsche Forstliche Versuchsanstalt.
Überregionale Arbeitsgruppen
Als Mitglied der Deutschen Kontrollvereinigung für forstliches Saat- und Pflanzgut e.V. (DKV) vertritt sie den Herkunftsgedanken für forstliches Vermehrungsgut und trägt zur Förderung von dessen Qualität bei.